Theater Rampe, Stuttgart 2011
«Alvaro Schoeck spielt mit der Folklore und dem Männlichkeitskult der Oper, da sitzt der Torero depressiv in seinem Container neben einem Altar mit Stierkopf und Degen. Während Carmen fragt: ‹Wo sind denn meine Kastagnetten?› und Don José beherzt in den Schritt greift. Gleichzeitig entwickelt die Inszenierung in manchen Momenten eine poetische Eigendynamik, die fast an Christoph Marthaler erinnert. Da ziehen die Figuren in einer Art groteskem Totentanz ihre Kreise über die Bühne – in immer kurioseren Verkleidungen mit Baströckchen oder als Goldfigur, wie sie in Fussgängerzonen anzutreffen sind. Das ist absurd, komisch, manchmal schwermütig, dann wieder albern und insgesamt durchaus sehenswert.»
Stuttgarter Zeitung, 12.12.2011
«Wie eine Furie wirbelt sie [Carmen] dann mit ihren Haaren herum, lässt sich auf heftige Kämpfe ein. Da singt sie die Arie von Lillas Pastia, bei dem sie Seguidilla tanzt und Manzanilla trinkt, so frech und verrucht, als sähe man hier ein Musiktheater von Bertolt Brecht und Hanns Eisler.»
Stuttgarter Nachrichten, 12.12.2011
«80 Minuten lang ist auch die ‹Carmen›-Version von Alvaro Schoeck (Text) und Nadezda Tseluykina (Musik), die man jetzt im Stuttgarter Theater Rampe sehen kann. Auch sie reduziert die Personage auf die vier Hauptcharaktere. Sie geht in ihrer Freilegung des im Werk schlummernden emotionalen Realismus und in der Verstärkung der ironisierenden Personencharakterisierung, die schon bei Bizet angelegt ist, allerdings so weit, dass sie das Herz dieses Kunstwerks, seine Musik, stark beschädigt. Sie tut dies wiederum mit einer derart anarchischen Freude am Experiment und so konsequent, dass man sich von dieser Inszenierung des Schweizer Regisseurs Alvaro Schoeck nach anfänglichen Bedenken am Ende doch überwältigen lässt – vor allem natürlich dank des ungemein vital und enthemmt agierenden Darstellerquartetts.»
Esslinger Zeitung, 13.12.2011
Carmen
nach Georges Bizet in einer Fassung von Alvaro Schoeck und Nadezda Tseluykina
Carmen Valerie Oberhof
Don José Yannick Zürcher
Micaëla Ulrike Schwab
Escamillo Martin Gerke
Klavier Nadezda Tseluykina
Saxophon Andrej Lakisov
Inszenierung Alvaro Schoeck
Ausstattung Merle Vierck, Christina Schmitt
Musikalische Leitung Nadezda Tseluykina
Dramaturgie André Becker
Regieassistenz Julia Lwowski
> The Turn of the Screw / Wilhelma Theater Stuttgart 2012
< Ritter Eisenfrass / Theater Biel Solothurn 2010