Theater Naumburg 2013
«Viel Schweiß fließt unter dem Scheinwerferlicht. Dabei sind die Akteure jedoch vor allem Erzähler, die ein wortgewaltiges Werk in seiner historischen Sprache dem Publikum nahebringen. Und das auf einer von der Münchner Ausstatterin Ruth Krottenthaler konzipierten Bühne, die den Zuschauerraum in zwei Hälften trennt. Für die Schauspieler heißt das, flankiert von den Zuschauerreihen, sich beiden Seiten zu stellen. Das Publikum erhält hingegen Raum für Interpretationsmöglichkeiten vieler symbolischer Botschaften. Dass indes im ernsten und düsteren Szenarium komödiantische Elemente wie die Eingangsszene, Tierlaute wie Muhen und Bellen sowie das Singen des Schweizer Volksliedes ‹Lugid vo Bärge und Tal› Kontraste setzen, erscheint womöglich etwas befremdlich. Aber dies zählt nur zu den markanten Eigenschaften der Inszenierung, um sie wirken und im Kopf des Zuschauers herumwirbeln zu lassen. Denn ohne Frage: Über die Geschichte und ihre aktuellen Bezüge bis zur Gegenwart sowie ihre Aufführung in Naumburg kann vortrefflich diskutiert werden. Doch so sollte Theater eben sein.»
Naumburger Tageblatt, 15.4.2013
«Schauspiel im strengen Sinne ist das nicht, aber wider Erwarten spannend. Soheil Boroumand (Christen), Holger Vandrich (Pfarrer) und als Gast Isabelle Feldwisch (Christine) lassen den Zuschauer dank großer Spielfreude teilhaben an der unerhörten Begebenheit, in deren Verlauf uns der Grüne mit der feuerroten Hutfeder samt schwarzer Spinne das Gruseln lehrt – und nebenbei Goethes Mephisto harmlos erscheinen lässt. Boroumand ist ein Luzifer mit umwerfendem Charme, Vandrich voll religiöser Inbrunst und Feldwisch selbst dann lolitahaft kokett, wenn ihre Christine schon des Wahnsinns Beute ist. Und noch beim Verlassen des Theaters glaubt man Gotthelfs ‹Gramseln› im Gebälk zu hören.»
Mitteldeutsche Zeitung, 23.4.2013
Die schwarze Spinne
nach Jeremias Gotthelf
Christine Isabelle Feldwisch
Christen Soheil Boroumand
Pfarrer Holger Vandrich
Regie Alvaro Schoeck
Bühnenbild und Kostüme Ruth Krottenthaler
> Death in Venice / Pfalztheater Kaiserslautern 2013
< Das Land des Lächelns / Theater Biel Solothurn 2012